Update Erde - Deutschlandfunk Nova: Klimaschutz - Wer will das noch?
00:20:33 - Interview mit Michael Kopatz, Autor "Schluss mit der Öko-Moral" und Dezernent aus Marburg
Webseite der Episode: https://www.deutschlandfunknova.de/podcasts/download/update-erde
Mediendatei: https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2024/12/27/deutschlandfunknova_klimaschutz_wer_will_das_20241227_5eaaa174.mp3
Link only
https://thinc.blog/
https://thinc.blog/2025/01/11/jeff-goodell-on-climate-disasters-and-insurance-risks/
Peter Kalmus, Klimawissenschaftler und ehemaliger Bewohner von Altadena bei Los Angeles, beschreibt, wie der Klimawandel und die zunehmenden Waldbrände ihn dazu bewegten, mit seiner Familie aus Kalifornien wegzuziehen. Er lebte 14 Jahre in Altadena und engagierte sich intensiv für den Klimaschutz. Doch die anhaltende Verschärfung der Klimakrise und persönliche Erfahrungen mit Hitzeextremen und nahegelegenen Bränden, wie dem Bobcat-Feuer 2020, führten zu seiner Entscheidung, Los Angeles 2022 in Richtung Durham, North Carolina, zu verlassen. Kalmus betont, dass Klimawandel schneller und schlimmer voranschreitet als erwartet und Menschen in gefährdeten Regionen oft zwischen Bleiben und Gehen wählen müssen.
Zwei Videos
https://www.youtube.com/watch?v=xWWXD_NKpHs
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Y4fAKSO5AjU - 1 Std. 22 Min.
Vorlesung von Prof. Dr. Seiffert, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
https://youtu.be/Y4fAKSO5AjU?si=4Ei7dOVOdg0WlcEL&t=2837 - ab 47 min Teilvorlesung: Auswirkungen des Wandels auf das Wetter - Özden Terli (Meteorologe)
Von der historischen Erfindung der Dampfmaschine bis zur globalen Erwärmung – eine neu aufbereitete Vorlesung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beleuchtet die physikalisch-chemischen Grundlagen unseres sich rasant ändernden Klimas.
Mainz, 29. November 2024. Vor genau fünf Jahren, im Rahmen der Aktion „Lectures for Future“, hielt ein Dozententeam an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine besondere Vorlesung: „Die Physikalische Chemie des Klimawandels“. Ziel war es, die fundamentalen wissenschaftlichen Zusammenhänge hinter der Erderwärmung aufzuzeigen, basierend auf thermodynamischen Gesetzen, molekularer Spektroskopie und Strahlungsbilanzen. Die Veranstaltung vor fünf Jahren fiel in eine Zeit, in der gesellschaftliche Zuversicht noch groß schien. Fridays for Future-Demonstrationen bewegten Millionen weltweit, die Forderungen nach konsequentem Klimaschutz waren laut, klar und dringlich.
Nun, Ende 2024, wurde dieselbe Vorlesung neu aufgelegt – nicht nur um die wissenschaftlichen Inhalte zu wiederholen, sondern vor allem, um zu reflektieren, wie sich die Situation seither verändert hat. Die naturwissenschaftlichen Fakten haben sich nicht grundlegend gewandelt. Was sich indes massiv verändert hat, ist unser Blick darauf, wie weit die globale Erwärmung bereits fortgeschritten ist und wie gering die tatsächlichen Fortschritte in puncto Klimaschutz geblieben sind.
Von der Thermodynamik zur Treibhauswirkung
Die Grundlage der Vorlesung bildet die Thermodynamik, das physikalisch-chemische Fundament unseres Energieverständnisses. In den ersten Semestern der Physikalischen Chemie lernen Studierende die Konzepte von Energie und Entropie kennen, analysieren Wärmeflüsse, Gleichgewichte und Umwandlungsprozesse. Diese Grundlagen sind unmittelbar relevant für das Klima: Die Erde befindet sich in einem Strahlungsgleichgewicht mit der Sonne. Ohne eine Atmosphäre wäre es hier im globalen Mittel fast 33 Grad kälter. Dass wir in einer bewohnbaren Welt leben, verdanken wir dem natürlichen Treibhauseffekt, vor allem durch Wasserdampf.
Doch seit Beginn der Industrialisierung hat der Mensch massiv in dieses System eingegriffen. Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) und anderen Treibhausgasen, vorangetrieben durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in Wärmekraftmaschinen, Kraftwerken und Fahrzeugen, verändert die Zusammensetzung der Atmosphäre. CO₂ füllt Infrarot-Fenster, die zuvor offen waren, und verstärkt so den Treibhauseffekt. Die Folge: Ein Temperaturanstieg, der längst nicht mehr nur ein Zukunftsszenario ist. Er ist Realität – spürbar in Extremwetterlagen, immer häufigeren Hitzewellen, Starkregenereignissen und Dürren.
Die beunruhigende Gegenwart
Waren vor fünf Jahren vage Hoffnungen auf ein rasches politisches und gesellschaftliches Umsteuern noch präsent, so ist die Lage heute ernüchternd. Die globale Durchschnittstemperatur hat markant zugelegt, Kipppunkte im Klimasystem nähern sich. Wettermoderatorinnen und Meteorologinnen berichten inzwischen regelmäßig von Ereignissen, die statistisch kaum noch fassbar sind – etwa Regenmengen, die in wenigen Stunden ein ganzes Jahresmittel übersteigen, oder Hitzerekorde, die nicht mehr im Zehntelbereich, sondern in ganzen Gradschritten nach oben schnellen.
Die Vorlesung machte deutlich, dass dieser Anstieg physikalisch leicht nachvollziehbar ist: Steigt die Meerestemperatur nur um wenige Grade, erhöht sich der Wasserdampfgehalt der Luft um mehrere Prozent. Diese zusätzliche latente Wärme führt zu intensiveren Wetterextremen. Physikalisch gesehen ist das nicht überraschend – es ist die konsequente Folge thermodynamischer und spektroskopischer Gesetze, die Studierende der physikalischen Chemie in ihrem Grundstudium erlernen.
Komplexe Systeme, komplexe Gesellschaften
Ein weiterer Schwerpunkt der Vorlesung lag auf der Komplexität des Klimasystems. Rückkopplungen und nicht-lineare Effekte kennzeichnen komplexe Systeme. Wird ein Kipp-Punkt überschritten, können unkontrollierbare und dauerhafte Zustandsänderungen folgen. Damit ist der Klimawandel nicht nur ein physikalisch-chemisches Problem, sondern auch eine soziale Herausforderung. Gesellschaftliche Systeme sind ebenso komplex und reagieren empfindlich auf Destabilisierung durch umweltbedingte Krisen. Jede versäumte Maßnahme zur Emissionsminderung erhöht die Risiken für politische, soziale und wirtschaftliche Instabilität.
Die Physik ist eindeutig – die Handlungsspielräume schrumpfen
Die Botschaft der Vorlesung war klar: Die wissenschaftliche Evidenz ist erdrückend, die natürliche und menschliche Welt stehen unter Druck. Während vor fünf Jahren noch ein Fenster der handhabbaren Transformation offen zu stehen schien, hat sich dieses heute nahezu geschlossen. Die Mathematik der Klimagleichungen lässt wenig Spielraum: Um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten, müsste die Weltgemeinschaft ihre Emissionen so schnell reduzieren, wie es bislang nur in Notstandssituationen gelang. Selbst für 2 oder 3 Grad gelten dieselben Grundregeln – ohne letztliche Nullemissionen ist das Klimasystem nicht zu stabilisieren, nur der Zeitpunkt, an dem wir dieses Ziel erreichen müssen, variiert.
Menschlichkeit in ungewissen Zeiten
Die Vorlesung endete ohne bequeme Beruhigung. Niemand konnte verlässliche Hoffnung versprechen, dass sich das Blatt noch entscheidend wenden lässt. Die Referierenden forderten stattdessen auf, nicht in Fatalismus zu verfallen, sondern Menschlichkeit zu wahren und zu handeln – trotz der Härte der Fakten. Denn selbst wenn wir den Klimawandel nicht mehr vollständig aufhalten können, ist es entscheidend, ihn so weit wie möglich einzudämmen und auf diese Weise Leid zu verringern. Jede vermiedene Tonne CO₂, jeder eingesparte Kubikmeter Gas, jede weise politische Entscheidung zählt.
Am Ende schloss sich der Kreis zur Sondervorlesung von 2019: Die physikalisch-chemischen Grundlagen sind dieselben geblieben, doch die äußeren Umstände haben sich dramatisch verschoben. Dieses Mal steht nicht nur die Wissenschaft, sondern unsere gesamte Gesellschaft auf dem Prüfstand. Und genau das machte die erneuerte Vorlesung überdeutlich.
Interview mit Helmut Schmidt, 23.12.1988, ARD
Ganzes Interview hier: https://youtu.be/hijrKieCP_w?feature=shared
Der IPCC-Bericht und die wissenschaftliche Forschung zeigen klar die Vorteile des 1,5-Grad-Ziels im Vergleich zum 2-Grad-Ziel. Obwohl das 1,5-Grad-Ziel ambitioniert ist und möglicherweise verfehlt wird, gibt es dennoch signifikante Unterschiede in den Auswirkungen auf Umwelt und Menschheit:
Artensterben: Bei einer Erwärmung von 1,5 Grad würden etwa 70–90 % der Korallenriffe absterben, bei 2 Grad wären es nahezu alle. Dies hätte weitreichende Folgen für die Fischbestände und die globale Ernährungssicherheit.
Hitzewellen: Bei 1,5 Grad wären etwa 9 % der Weltbevölkerung (ca. 700 Millionen Menschen) extremen Hitzewellen ausgesetzt. Bei 2 Grad wären es 28 % (2 Milliarden Menschen), was die Gesundheitsrisiken deutlich erhöht.
Dürren und Wassermangel: Bei einer Erwärmung von 1,5 Grad sind etwa 50 Millionen Menschen von Wasserknappheit betroffen, bei 2 Grad wären es rund 410 Millionen Menschen. Besonders urbane Regionen wären stark betroffen.
Meeresspiegelanstieg: Der Meeresspiegel würde bei 1,5 Grad etwa 0,1 Meter weniger ansteigen als bei 2 Grad, was den betroffenen Regionen mehr Zeit für Anpassungsmaßnahmen verschafft.
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Die genannte Quelle von Klimafakten.de erläutert, dass weit mehr als 90 Prozent der Klimawissenschaftler davon überzeugt sind, dass der Klimawandel überwiegend durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Dieser wissenschaftliche Konsens basiert auf einer Vielzahl von Studien und Forschungen, die belegen, dass der Anstieg von Treibhausgasen, insbesondere CO₂, zu einer beschleunigten Erwärmung der Erde führt. Studien zeigen, dass es nur wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen gibt, die gegenteilige Positionen vertreten, und diese haben sich als methodisch schwach oder von Interessen beeinflusst herausgestellt.
Die Seite unterstreicht außerdem, dass der wissenschaftliche Konsens ein starkes Argument ist, den Klimawandel ernst zu nehmen und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die schlimmsten Folgen zu verhindern.
Der Artikel von Klimafakten.de erklärt, dass zwar die vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen im Vergleich zu den natürlichen CO₂-Flüssen relativ klein erscheinen, aber trotzdem eine enorme Wirkung auf das Klima haben. Der Grund dafür liegt darin, dass die natürlichen Kohlenstoffkreisläufe, wie die Aufnahme von CO₂ durch Pflanzen und Meere, normalerweise im Gleichgewicht sind. Die durch menschliche Aktivitäten hinzukommenden CO₂-Mengen stören dieses Gleichgewicht und führen zu einer Nettozunahme von CO₂ in der Atmosphäre. Dadurch kommt es zu einer beschleunigten Erwärmung der Erde.
Das Argument, dass menschliche CO₂-Emissionen zu klein seien, um relevant zu sein, wird somit widerlegt. Es ist genau diese zusätzliche Menge an CO₂, die die natürliche Balance stört und zu den derzeitigen Klimaveränderungen führt.
Weitere Links
Wikipedia-Artikel zum 1,5-Grad-Ziel:
https://de.wikipedia.org/wiki/1,5-Grad-Ziel
WWF-Bericht zu den Folgen von 1,5 Grad im Vergleich zu 2 Grad:
https://www.wwf.at/artikel/folgen-der-klimakrise-15-grad-versus-2-grad
Akzente-Magazin zur Bedeutung des 1,5-Grad-Ziels:
https://akzente.giz.de/de/artikel/15-grad-oder-2-grad-wo-liegt-der-unterschied
Watson-Artikel zu den Unterschieden zwischen 1,5 und 2 Grad Erderwärmung:
https://www.watson.ch/international/klima/725655967-klimawandel-15-grad-oder-2-grad-erwaermung-der-riesige-unterschied
Hörbeitrag: Unwetter in Spanien: Wohlstandsvernichter Klimawandel – Intv. Anders Levermann
Zugehörige Diskussion https://x.com/PIK_Klima/status/1852321259024974286
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Die Kosten des Klimawandels
26. Juli 2023
https://www.mpg.de/20668258/interview-munichre-kosten-klimawandel
"Laut der International Energy Agency bräuchte es alleine bis 2030 jährlich 1,6 Billionen US-Dollar an reinen Investitionen in erneuerbare Energien, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Momentan liegen die Investitionen bei einem Drittel dessen.Das sind globale Zahlen, wohingegen die 280 bis 900 Milliarden Euro als mögliche Klimaschäden eine nationale Projektion ist, die im übrigen nicht nur die direkten Klimaschäden, sondern auch Folgeschäden und immaterielle Schäden beinhaltet."
Gründe: Der Klimawandel führt zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Stürmen und Hitzewellen. Rückversicherer wie Munich Re tragen die Spitzenrisiken bei Großkatastrophen, die für Erstversicherer allein finanziell nicht tragbar wären. Der steigende Schadentrend ist teils auf den Klimawandel und teils auf die zunehmende Urbanisierung zurückzuführen.
Ausmaß/Kosten: Im Jahr 2022 beliefen sich die weltweiten volkswirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen auf 270 Milliarden US-Dollar, von denen 120 Milliarden versichert waren. Die Schadenskosten nehmen kontinuierlich zu. Zukunftsprognosen sehen noch höhere Schäden, wenn der Klimawandel ungebremst voranschreitet.
Aussicht: Es ist entscheidend, Emissionen zu senken, um den Trend langfristig zu verlangsamen. Gleichzeitig sind Anpassungen an die bereits unvermeidlichen Folgen des Klimawandels notwendig, wie z.B. durch neue Bauvorschriften. Der Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft ist langfristig alternativlos.
Möglichkeiten: Munich Re unterstützt den Wandel, indem sie erneuerbare Energien versicherbar macht und dabei hilft, emissionsfreie Technologien wie Solarmodule und Windturbinen zu finanzieren.